Reisebericht Marokko dritter Teil

Tata - Tafraoute

Felsformationen bei Igherm Marokko

Unsere heutige Tour nach Igherm führt uns durch den Anti Atlas und das Panorama ist einfach nur atemberaubend. Ute macht wie immer Fotos und schon gegen Mittag ist die Speicherkarte voll. Das hatten wir noch nie! Die Felsformationen sind so unglaublich – wenn wir es nicht selber sehen würden, wir würden es für ein Produkt von Photoshop halten! Geologisch gesehen haben sich hier vor ewig langer Zeit die Europäische und die Afrikanische Platte gegeneinander verschoben, und das Gestein wurde unter dem Druck quasi erst geschmolzen, verquirlt und dann aufgetürmt (sehr laienhaft erklärt - sorry). Uns drängt sich der Vergleich zu Marmorkuchen oder Blätterteiggebäck auf und das nicht, weil wir das schon länger nicht zu essen bekommen haben ;-).

Wir fahren sehr langsam und gemütlich entlang des Jbel Tanamrout (1.810 m) und folgen ein Stück dem Qued Akka, dass sich beeindruckend durch die gebirgige Landschaft schlängelt. Wir kommen durch verschiedene kleine Bergdörfer, in denen die Straße so schmal wird, dass jetzt besser kein Gegenverkehr kommen sollte. Ist aber kein Problem, da die R 109 sehr ruhig ist. In einem der Dörfer halten wir, da wir Gemüse kaufen möchten, finden jedoch nur Stände mit Oliven, Mandeln etc. und den typischen schwarzen Tüchern, die die Frauen hier um Kopf und Oberkörper gewickelt tragen. Obwohl wir uns sprachlich so gut wie gar nicht verständigen können, haben wir viel Spaß, als die Frauen Ute fachgerecht verschleiern. Erstaunlicherweise haben sie nichts gegen ein gemeinsames Foto und so macht Thomas ein Bild von Ute mit ihren neuen Freundinnen.

 

Ein Stück weiter entdecken wir einen malerischen Agadir (alte Speicherburg), die hinter moderneren Häusern liegt. Außerdem ist hier ein kleiner Laden (Garagenmarkt), in dem wir Eier gesehen haben. Wir kaufen 10 Eier für rd. 1 € und Ute fragt, ob wir einen Blick hinter die Häuser werfen dürfen, um den Agadir zu fotografieren. Das dürfen wir. Auf dem Rückweg folgt aber eine Entdeckung der besonderen Art. La Cucaracha in Gonzillaformat. An den Hauswänden sitzen handtellergroße Schaben. Ute macht Fotos und als die Frauen ihr Interesse erkennen, wird gleich aus einem der Häuser ein besonders ansehnliches, quicklebendiges Exemplar auf die Straße befördert. Auch das wird verewigt und Ute schenkt den freundlichen Frauen noch einiges Nähmaterial, das gern entgegengenommen wird. Mal sehen, ob wir einen neuen Brauch begründet haben und die Frauen künftigen Touristinnen freudestrahlend Schaben vor die Füße werfen, da diese das ja wohl besonders interessant finden (Grusel).

Nichts wie in den Steyr und weiter geht's. Die umwerfend schöne Landschaft mit ihrem ganz eigenen Kontrast aus schroffem Gebirge mit Palmen, Mandelbäumen und Opuntien im Bereich des Qued zieht uns sofort wieder in ihren Bann. Die Menschen sind sehr freundlich und unser Winken wird stets lächelnd erwidert. Immer wieder begegnen wir „laufenden Heubündeln“. Die zweibeinigen sind stets weiblich (die armen, gebeugten Frauen können einem Leid tun). Bei den vierbeinigen ist das schwerer zu beurteilen, da von den kleinen Eseln maximal die Hufe bis zu den Knien zu sehen sind – alles andere verschwindet unter Bergen von Heu bzw. Stroh.

Wir lassen uns weiter in langsamem Tempo durch die Bergwelt treiben und hinter jeder Kurve erwartet uns eine noch spektakulärere Aussicht – es ist einfach toll! Plötzlich geht es in engen Serpentinen steil den Berg hoch – schließlich liegt Igherm auf 1974 Metern und da muss der Steyr noch ein wenig rackern (schafft er aber prima und Gott sei Dank ohne Schwächel-Problem!). Vor uns rackern sich Bergtaxis (einige Kleinlaster und alte Pickups) – die Ladefläche voller Männer – mit knapp 10 km/h die Serpentinen hoch. Da wir immer wieder an Aussichtspunkten Halt machen, bekommen sie etwas Vorsprung und jedes Mal wenn wir sie wieder einholen wird gewunken und gelacht. Gerade als wir mal wieder aufschließen liefern sich kurz vor der Passhöhe zwei Pickups ein Elefantenrennen der ganz besonderen Art. Dass das Ganze auch noch in einer Kurve stattfindet stört niemanden und schließlich zieht der „Angreifer“ im Schneckentempo mit einer schwarzen Qualmwolke an dem „Besiegten“ vorbei. Hat sich aber nicht gelohnt – wenig später sehen wir das Fahrzeug mit hochgeklappter Kühlerhaube am Straßenrand.

Als wir durch Igherm fahren, entdecken wir endlich die lang vermissten Gemüsestände und stellen uns auf einen Parkplatz neben andere malerische LKW. Sofort „begrüßen“ uns einige Kinder mit dem Wunsch nach Bonbons, Stilos, Dirhams etc., akzeptieren unsere Ablehnung aber ohne Murren. Wir decken uns reichlich mit frischem Obst (besonders die kleinen Birnen und die Honigmelonen schmecken super) und Gemüse (Gurken, Paprika, Zwiebeln) ein. Für 2 große Plastiktüten voller Ost und Gemüse bezahlen wir rd. 6 € – aus unserer Sicht sehr günstig. In Erinnerung an La Cucaracha wird das ganze Grünzeug gründlich gewaschen, bevor es im Kühlschrank verstaut wird. Man kann ja nicht wissen …

Als wir weiterwollen stellen wir fest, dass wir zugeparkt sind und treten die Flucht nach vorn, d.h. in die nächste Gasse an. Klappt auch prima, bis dann hinter der nächsten Ecke ein Kleinlaster die Straße sperrt. Thomas rangiert wie ein Weltmeister, der Spiegel wird eingeklappt und Ute sowie bestimmt ein halbes Dutzend Marokkaner versuchen sich als Einweiser. Auf die Idee, den Kleinlaster wegzufahren kommt niemand – außer uns natürlich, aber wir haben keinen Schlüssel! An ein Vorbeikommen ist nicht zu denken und so wendet Thomas nach mehrfachem, knappem Hin und Her den Steyr quasi auf der Stelle und wir fahren zurück zum Parkplatz. Glücklicherweise ist hier jetzt Platz entstanden und wir kommen wieder auf die Hauptstraße.

 

Kurz nach Igherm verdrücken wir uns auf eine kleine Piste und suchen uns unseren ersten freien Übernachtungsplatz in Marokko. Um uns herum sind sanft geschwungene Berge, neben der Piste werden Mandelbäumchen gehegt und auf jedem möglichen Erdfleckchen wird Korn angebaut. Die Kornähren sind klein, vielleicht 20 – 30 cm hoch und stehen sehr locker. Schon ein hartes Stück Arbeit, bis hieraus ein Brot gebacken werden kann. Wir suchen uns einen Platz abseits der Piste, auf dem kein Korn etc. steht und wandern noch ein Stück die Piste hoch. Da es hier aber auch keine schöneren Plätze gibt, bleiben wir wo wir sind und genießen die Ruhe und die gegenüber Tata deutlich gesunkenen Temperaturen. Thomas ist besonders sportlich und wandert noch auf einen der nahen Berghügel und macht „Suchbilder mit Steyr“. Von einigen vorbeikommenden Berbern werden wir freundlich gegrüßt – sie wundern sich bestimmt wen bzw. was es hier in ihre Einsamkeit verschlagen hat – aber ansonsten werden wir in Ruhe gelassen. Das gilt leider nicht für die vielen Fliegen hier – keine Ahnung, wo die in dieser kargen Landschaft herkommen.

Nach einem ausgiebigem Frühstück in der klaren Gebirgsluft und umgeben von himmlischer Ruhe hinterlassen wir noch ein kleines Geschenk an einer Heumiete, neben der wir übernachtet haben und machen uns auf den Weg nach Tafraoute.

Kurz bevor wir die asphaltierte Straße erreichen, läuft uns ein kleiner Minidinosaurier über den Weg. Handelt sich wohl um eine Art Dickschwanzagame. Wer sie identifizieren kann bitte melden - unsere Recherche blieb erfolglos.

 

Nachdem wir in den letzten Wochen so gut wie gar keine Wildtiere gesehen haben, ist heute diesbezüglich ein Ausnahmetag. Erst die Agame, dann ein paar Streifenhörnchen und schließlich auch noch eine kleine Eule, die ganz still am Straßenrand sitzt. Das war's dann aber auch schon mit wildlife.

 Unsere heutige Strecke führt durch sanft geschwungene Gebirgslandschaft, die immer weniger Marmorkuchenoptik aufweist. Einige Gegenden sind öd und kahl, in anderen wachsen vereinzelte Mandelbäume und es wird Korn angebaut. In der Nähe der alten Dörfer sind kreisrunde Dreschplätze zu sehen, die vermutlich auch noch in Gebrauch sind. Auf unserem Weg begegnen wir immer wieder kleinen Gruppen von Frauen, die mit Grünfutter hochbeladene Esel mit sich führen. Unser Winken wird von den Frauen lachend und sehr freundlich erwidert.

 

Es ist erstaunlich, was für überraschende neue Perspektiven sich immer wieder auftun. Insgesamt ist die heutige Strecke nicht so spektakulär wie unsere gestrige – aber einige Ausblicke sind hammermäßig. Als wir über eine Bergkette kommen, blicken wir auf mächtige Granitfelsen, die wie Riesenfinger in den Himmel ragen. Rechts am Berghang liegt in dem unglaublich steilen Gelände ein kleines Dorf und mitten durch die Riesenfinger führt in einer schmalen Schlucht die Straße. Leider können wir nur Bilder bei der Anfahrt machen, da hier keinerlei Haltemöglichkeit besteht. Schade – mit dem hier winzig wirkenden Steyr als Größenvergleich wären die Bilder noch eindrucksvoller geworden.

Bizarres Bergmassiv Marokko

Ca. 20 km vor unserem Ziel überqueren wir wieder einen Pass und haben plötzlich einen spektakulären (mir gehen langsam die Worte für diese grandiose Landschaft aus) Blick auf das langgezogene Tal der Ammeln (Berberstamm). Wir haben Glück und finden direkt nach dem Pass eine Stelle, an der wir gut halten können, um in Ruhe dieses Wahnsinns Panorama auf uns einwirken zu lassen. Das muss man wirklich eine Zeitlang erleben – erfahren geht einfach zu schnell!

An den steilen Berghängen des Antiatlas - hier ca. 2.350 Meter hoch - liegen immer wieder malerische Dörfer mit den typischen Agadiren (Speicherburgen).

 

Ein Fotomotiv ist schöner als das andere und heute Abend werden wir wieder die Qual der Wahl haben, welche von den vielen Bildern wir denn behalten sollen. Bei im Schnitt rund 400 Bildern pro Tag ist eine Auswahl aber zwingend nötig. Kaum vorzustellen, wie das früher ohne digitale Aufnahmen war, wo man sich das Fotomaterial gut einteilen musste.

 

Kurz vor Tafraoute wechselt das Landschaftsbild erneut. Im Hintergrund liegen weiterhin die hohen, schroffen Gipfel des Antiatlas, aber die kleineren Hügel sind von „Kullerfelsen“ aus Granit bedeckt.

 

Kullerfelsen hört sich ja ganz niedlich an, einige von ihnen sind aber  - fotografisch dokumentiert ;-)) – deutlich größer als unser Steyr. Wir staunen, wie innerhalb so geringer Entfernungen die Gesteinstrukturen sich so deutlich ändern können.

 

Ca. 7 km nach Tafraoute führt eine sehr gute Piste zu den Painted Rocks - sehr gepflegt und auch von PKW problemlos befahrbar. Man sollte darauf achten, erst an dem Hinweisschild abzubiegen. Andernfalls kommt man an dem pinken + türkisen Felsen an und von dort geht eine sehr heftige, stark ausgewaschene Piste steil abwärts.

 

Die Painted Rocks - bis zu 30 Meter hohe Granitfelsen - wurden 1984 von dem belgischen Künstler Jean Vérame bemalt.


Er hat auf einem Gebiet von rd. 2 km Länge und 800 Meter Breite immer wieder einzelne Felsgruppen in den Farben Blau, Rot, Schwarz und Violett angemalt. Aufgrund natürlicher Verwitterung wurden sie 2010 hauptsächlich in blau und rosa neu überpinselt. Mittlerweile sind viele Felsen zumindest im oberen Bereich auch schon fast wieder naturfarben, so dass es teilweise einen etwas usseligen Eindruck macht. Wir sind uns einig, ohne Farbe bzw. nicht so in der Landschaft verstreut und dann gepflegter, würde uns das Ganze besser gefallen.

 

Für heute haben wir einen schönen Stellplatz mitten zwischen drei bemalten Steingruppen gefunden und stehen hier ganz allein. Am Beginn des Gebietes haben wir nur ein anderes Womo aus Holland gesehen und später am Abend kommen einige PKW mit Marokkanern, die wohl in Tafraoute wohnen zu einer kurzen Besichtigungstour. Danach ist wieder alles ruhig. Nach allen Beschreibungen hatten wir hier mit viel mehr Touristenrummel gerechnet, aber so ist es uns natürlich lieber, wobei es mit Reisebekanntschaften so nichts werden kann. Offenbar sind wir völlig außerhalb der Saison unterwegs.

Als es kühler wird und das Abendlicht die Felsen in einen warmen Braunton hüllt, machen wir einen Spaziergang zu den anderen Felsgruppen. Wir sehen eine umzäunte Anpflanzung aus Olivenbäumen, Orangen und Palmen und stellen fest, dass über einem der bemalten Felsen eine Quelle (später erfahren wir, dass es ein gebohrter Brunnen ist) entspringt, an deren Fuß Becken gemauert wurden, um das kostbare Nass aufzufangen. Die ganze Anlage wirkt wie eine Poollandschaft, da die Becken passend zu den Felsen angestrichen wurden. Wird aber nichts mit einen Bad, denn hierzu sind die Becken nicht gedacht. Das Wasser wird für die Bewässerung der Anpflanzungen genutzt.

 

Unsere weitere Wanderung führt uns zwischen naturbelassenen Kullerfelsen zu anderen „Kunstobjekten“ und zu schönen Aussichtspunkten, von denen wir eine weite savannenartige Ebene überblicken – es kommt Afrikafeeling auf. Jetzt sind wir auch über die fehlende Wildtierwelt nicht mehr ganz so traurig. Der Spaziergang wäre nicht so relaxt, wenn wir im Steppengras Löwen etc. vermuten müssten.

Je länger wir uns hier aufhalten, umso besser gefällt uns das Tal der Painted Rocks. Da es sich nachts sehr angenehm abkühlt, ist unser Schlaf tief und fest. Trotz morgendlicher 11° wird die Sonne beim Frühstücken fast schon wieder zu warm, da sie hier eine enorme Kraft entwickelt. Wir genießen die fantastische Aussicht und haben es uns im Schatten unserer Markise gemütlich gemacht. In einiger Entfernung sehen wir eine marokkanische Familie, die den heutigen Sonntag zu einem Picknick nutzt. Die drei Kinder (5-8 Jahre) klettern wie die Bergziegen in den Felsen herum – unglaublich wo die überall hochkommen. Die Eltern sind dabei wohl ganz relaxed. Nach einiger Zeit kommt die ganze Familie zu uns herüber und bringt uns eine große Platte mit Kuskus, Gemüse und Hühnchen – wir müssen wohl etwas verhungert aussehen. Wir revanchieren uns mit kleinen Schmuckstücken für die 3 Mädel und einem Buntstiftset mit Malblock. Die Mädchen freuen sich – leider ist eine Unterhaltung aufgrund der Sprachbarriere nicht möglich. Schade, denn bei solchen Gelegenheiten könnte man viel über Land und Leute erfahren.

Heute wollten wir eigentlich zu einer Tour durch die Umgegend aufbrechen, aber unser „kurzer“ Einkaufstripp zieht sich in die Länge. Wir entdecken eine Niederlassung von INWI und nutzen die Gelegenheit unseren Vertrag für einen Monat zu verlängern. Bei der Gelegenheit stellen wir fest, dass Modem + Monatsvertrag nur 29 € kosten und nicht 50 €, wie unser „netter Helfer“ uns in El Jadida erzählt hat. Tja – mal wieder abgezockt worden.

 

Anschließend lassen wir auch unser Smartphone von Maroc Telekom auf INWI umstellen, da wir schon an vielen Stellen keinen Empfang hatten. Das Ganze dauert und so ist der Vormittag zusammen mit den Lebensmitteleinkäufen schnell vorbei.


Wir nutzen die Gelegenheit des Stadtaufenthaltes und leisten uns eine Tanjine mit Huhn in einem Restaurant. Schmeckt ja ganz gut, aber das Huhn ist recht zäh (zumindest der Teil, den Ute abbekommen hat) und wenn die kleine Katze früher zu uns gekommen wäre, hätte sie für heute den Magen voll gehabt.

Da es uns jetzt zu spät ist, um die „2 Schluchtentour“ in Angriff zu nehmen, fahren wir einfach zu unserem schönen Stellplatz bei den Painted Rocks zurück – die Gegend ist uns ans Herz gewachsen.

Als es am Nachmittag kühler wird, beginnen wir eine Klettertour durch die Felsformationen und machen dabei lustige Bilder beim „Abstützen der Kullerfelsen“. Thomas ist besonders sportlich und schafft die Besteigung aller Formationen. Ute ist nicht ganz so ehrgeizig, was den Vorteil hat, das sie Bilder von dem „Bergsteiger“ machen kann. Mit einer Person als Größenvergleich wird erst die Dimension der Felsen deutlich.

Heute brechen wir auf zu einer Rundtour, die uns durch 2 Schluchten führen soll. Wir fahren über Tasrirte auf schmaler, aber asphaltierter Straße in die Ait Mansour Schlucht. Die Strecke führt uns über steile Serpentinen in eine fantastische Bergwelt. Obwohl wir schon sehr verwöhnt sind, was die beeindruckenden marokkanischen Landschaften betrifft, staunen wir doch immer wieder aufs Neue.  

Plötzlich wird die Schlucht ganz eng und wir fahren mitten durch einen Dschungel aus Dattelpalmen, blühendem Oleander, Oliven- und Feigenbäumen. Die Straße ist mittlerweile so eng, dass wir gerade noch hindurchpassen und die Baumäste bzw. Palmenwedel werden in einem fort von unseren Astabweisern über den Steyr gelenkt. Als sich die Gelegenheit zu einem Stopp bietet halten wir an, um die Gegend zu Fuß zu erkunden und Mittagspause zu machen. Plötzlich hören wir schwere Motoren und zwei weitere LKW-Womos kommen durchs Gebüsch. So lernen wir Uwe und Maria kennen, die mit ihren kleinen Söhnen die Elternzeit nutzen. Auch mit dem Team des anderen Reisemobils kommen wir schnell ins Gespräch.

Die vier erzählen uns, dass sie gestern einen Steyr wie unseren in Tafraoute getroffen haben. Nach kurzer Beschreibung ist klar, das ist Chris! Wir wollten ihm schon in den letzten Tagen eine Mail schicken, um festzustellen, wo er unterwegs ist und jetzt erfahren wir, dass wir nur wenige km voneinander entfernt sind. Während wir uns noch unterhalten, hören wir wieder einen kernigen Motorsound und wir staunen nicht schlecht, als Chris und Angi um die Ecke biegen. Es folgt eine herzliche Begrüßung und das mit der Mail hat sich erledigt.

Kurz entschlossen entscheiden alle, die Tour für heute zu unterbrechen und ein paar hundert Meter zu einem geeigneten Übernachtungsplatz zurückzufahren. So kommen wir zu einem Platz unter hohen Palmen in einer atemberaubenden Schlucht zusammen mit drei weiteren LKW-Reisenden. Auf eine solche Begegnung hatten wir uns schon seit langem gefreut.

Gemeinsam erwandern wir einen Teil der Schlucht und genießen in aller Ruhe den Kontrast aus den steil aufragenden Felswänden und dem dschungelartigen Bewuchs am Grund der Schlucht. Kurz darauf taucht ein Parkplatzwächter auf und führt uns zu einer kleinen Quelle, deren Wasser ganz o.k. aussieht, aber selbst mit einem langen Schlauch nicht zu erreichen ist. Für die Nutzung des Stellplatzes wird pro Fahrzeug rd. 2 € verlangt. Das zahlen wir gerne, schließlich befinden wir uns ja auf privatem Grund.

Heute geht es durch die Timquelchte Schlucht zurück zu den Painted Rocks, wo wir auch die nächste Nacht gemeinsam verbringen wollen. Die kommende Strecke ist als nicht asphaltierte Piste gekennzeichnet – mal schauen, was uns erwartet.

 

Da wir nicht mit 4 LKW im Konvoi fahren wollen (keine Ausweich-möglichkeiten bei Gegenverkehr) starten wir zeitversetzt. Wir machen den Anfang. Falls wir nicht zurückkommen, wissen die anderen auf jeden Fall, dass sie auch durchpassen.


Der weitere Verlauf der Ait Mansour Schlucht ist ähnlich eng und überwuchert, wie wir das bereits am Anfang erlebt haben. Wir sind froh über unsere Astabweiser, aber das laufende Kratzen und Rascheln der Bäume lenkt doch die Konzentration weg von der grandiosen Umgebung auf die Straße. Letztlich sind wir froh, als die Schlucht breiter wird und wir wieder mehr Platz haben.

 

Bei dem Dörfchen Sug Adella Ighir halten wir uns links in Richtung Timquelchte. Dort beginnt die Piste, die zumindest am Anfang breit und sehr gut befahrbar ist. Die Landschaft ist sehr schön, kann aber mit der viel spektakuläreren Ait Mansour Schlucht nicht wirklich mithalten.

An einer kleinen Hochebene, die landwirtschaftlich ausnahmsweise nicht genutzt wird, bilden wir eine Wagenburg und machen Mittagspause. Anschließend geht es weiter und wir haben Glück, dass uns bei der immer schmaler werdenden Piste (einspurig und das stellenweise auch nur knapp) niemand entgegenkommt.

Später, bei der Serpentinenabfahrt entlang des Adrar Mqorn (2350 Meter) versuchen wir gegenseitig Bilder von den Anderen zu machen. Sieht schon lustig aus, wenn man glauben könnte, dass sich zwei von uns gerade einen Frontalzusammenstoß leisten – in Wirklichkeit aber einfach nur eine Serpentinen-schleife dazwischenliegt.

Zurück an den Painted Rocks macht Chris Lagerfeuer und wir grillen Kartoffeln in der Glut. Anschließend räuchert er uns alle ein, als er Holz nachlegt und das Feuer nur noch vor sich hin schwelt. Thomas rettet uns mit einem kräftigen Stoß Druckluft – wofür so ein Anschluss nicht alles gut ist.

Am nächsten Tag füllen wir noch unsere Tanks an der Wasserstelle und fahren anschließen zu einem Stellplatz in der Nähe der Stadt. Wir müssen etwas suchen, aber dann finden wir Chris und seine Schweizer Freunde wieder. Auch hier haben wir eine tolle Aussicht, stehen aber viel näher an der Stadt.

Wir setzen uns zu den Anderen. Schon nach kurzer Zeit taucht ein recht gut deutsch sprechender Marokkaner auf, der extrem viel Sitzfleisch entwickelt und irgendwie durch seine Anwesenheit keine vernünftige Unterhaltung aufkommen lässt. Wir werden ihn erst los, als wir zu einem Restaurantbesuch in Tafraoute aufbrechen. Der Freund von Chris fährt uns mit seinem Toyota. Unaufgefordert holt der Marokkaner alles aus seinem Mofa heraus, um noch vor uns am Restaurant anzukommen und sich als unser Führer hervorzutun - ob wir wollen oder nicht.


Ab Morgen werden wir uns wieder auf getrenne Routen begeben, da die Anderen Richtung Erg Chebbi fahren und wir ja gerade erst aus dieser Gegend gekommen sind. Wir werden morgen Richtung Agadir fahren. Bevor wir uns auf den Heimweg machen, wollen wir auf jeden Fall noch mal  an die Küste fahren. Außerdem wird es im Landesinneren immer wärmer und wir denken, dass es an der Küste angenehmer seien wird.